Schwäbische Zeitung - Ausgabe Bad Saulgau am 22.22.2024
Marc Dittmann
Jens Rädel will seinen Spielern ein Wir-Gefühl vermitteln
Jens Rädel wird im Januar Trainer der SGM FV Altshausen/SV Ebenweiler in der Bezirksliga Oberschwaben. Keine leichte Aufgabe. Aber der 51-Jährige hat ein klares Konzept.
Bad Saulgau Jens Rädel wird im Januar die SGM FV Altshausen/SV Ebenweiler in der Abstiegsrunde der Fußball-Bezirksliga Oberschwaben übernehmen. Den 51 Jahre alten B-Lizenzinhaber erwartet keine leichte Aufgabe beim Tabellenvorletzten, der gerade mal zwei Pünktchen auf dem Konto hat. Seit Jahren hinkt der Traditionsverein der eigenen Erwartungshaltung hinterher. Vor zwei Jahrzehnten spielten die Schwarz-Gelben noch in der Landesliga, nach dem Abstieg in die Bezirksliga konnten sie oft nur mit Mühe und/oder über die Relegation den Abstieg in die Kreisliga A verhindern.
Auch die Spielgemeinschaft mit dem SV Ebenweiler und die engere Zusammenarbeit schuf nur kurz Linderung. Zwar gab es gute Halbserien, vor zwei Jahren stand die Spielgemeinschaft im Bezirks-Pokalfinale, doch nun herrscht Tristesse rund ums Stadion an der Blönrieder Straße.
Vor der Saison trennte sich der Verein von Trainer Safet Hyseni. Zwar hatten sich der Verein und Hyseni schon darauf verständigt, die Zusammenarbeit fortzuführen, als Teile der Mannschaft - auf Nachfrage des Trainers und des Vereins - sagten, sie wollten lieber einen Neuanfang. Der Verein fand in Jürgen Steinhauser eine interne Lösung, der aber ankündigte, nur bis zum Winter zur Verfügung zu stehen. Vor zwei Wochen gab FVA-Chef Martin Kiem nun die Verpflichtung von Jens Rädel bekannt.
Der Deutschland-Personalchef einer Ravensburger Firma mit 1.200 Mitarbeitern will schon früh ins Training einsteigen, um die körperliche Grundlage zu legen. „Nach Dreikönig geht es los“, kündigt der gebürtige Ludwigsburger an. Zunächst stehe die Halle auf dem Plan. Ziel sei es, eine Grundfitness zu legen. „Und im Februar gehen wir raus.“
Rädel war schon einmal Trainer in Altshausen, in der Saison 2017/2018, in der Zeit vor der Spielgemeinschaft. Seither sei der Kontakt nie ganz abgerissen. „Ich habe dauerhaft ein gutes Verhältnis nach Altshausen, besonders mit Jörg Egle verbindet mich eine Freundschaft. Jörg wollte mich schon im Sommer holen. Ich wollte nach meiner Zeit beim SV Reute aber eine Pause einlegen“, sagt Rädel, der zuletzt den SV Baindt trainierte, mit diesem den Aufstieg in die Landesliga schaffte und davor für den SV Reute, den TSV Eschach und die SG Baienfurt tätig war. Im Herbst sei dann Egle wieder an ihn herangetreten.
Die Spieler müssen auch auf dem Platz zusammen kämpfen, ein Wir-Gefühl entwickeln.
Ich will ja hier nicht meine Zeit verplempern.
„Ich war in den vergangenen Monaten fast jedes Wochenende auf einem Fußballplatz, um zuzuschauen“, erzählt Rädel. So ganz ohne Fußball ging es nicht. Was da mit der SGM auf ihn zukommt, weiß er gut. „Die Mannschaft hat in dieser Abstiegsrunde noch nicht gewonnen. Da ist natürlich auch das Selbstbewusstsein nicht groß“, sagt Rädel, der auch als Mental- und Athletiktrainer arbeitet über das Team, dessen einziger Saisonsieg das 2:0 am 29. August in Muttensweiler war.
Ihm gehe es zunächst darum, das Wir-Gefühl auf dem Fußballplatz wieder herzustellen. „Ich will der Mannschaft die Grundtugenden aus dem Fußball wieder vermitteln. Die Mannschaft hat neben dem Platz einen sehr guten Zusammenhalt. Aber die Spieler müssen auch auf dem Platz zusammen kämpfen, ein Wir-Gefühl entwickeln, kämpferisch, taktisch. Es ist nicht mehr so, dass halt jeder seine Position ausfüllt und gut. Wenn sie Ziele erreichen wollen, müssen sie zusammenarbeiten“, sagt Rädel.
Dabei zählt Rädel natürlich auf die erfahrenen Spieler wie Martin Funk, Patrick Hugger, Marvin Igel und David Kiem. „Natürlich braucht so eine Mannschaft auch erfahrene Spieler. Das sind Spieler, die ich noch aus meiner Amtszeit kenne. Als sie gehört haben, dass ich neuer Trainer werde, haben sie mich angeschrieben und angerufen und gesagt, dass sie sich sehr freuen, wieder mit mir zu arbeiten“, sagt Rädel. Er betont: Vieles von dem, was er im Fußball anwende, auch in den Job einbringen zu können und umgekehrt. „Ich glaube, ich kann gut mit Menschen kommunizieren und gut für eine Sache begeistern“, sagt er. „Und im Job bringe ich auch immer wieder viele Beispiele aus dem Fußball, wie sich beispielsweise eine Mannschaft organisiert“, sagt Rädel.
„Die Mannschaft ist ja eine sehr junge Mannschaft, die noch dazulernen muss.“ Und natürlich habe er die Situation im Blick. „Ich habe mir viele Gedanken gemacht. Aber man muss ja realistisch sein: Die Mannschaft war gegen den Drittletzten Schwendi unterlegen, hat zuletzt zweimal verloren. Und natürlich muss man sich mit dem Gedanken befassen, dass wir absteigen. Wir werden alles versuchen, aber wenn es so ist, dann ist es so. Manchmal ist das für einen Neuanfang vielleicht sogar notwendig. Ich kann auch keine Wunder vollbringen“, sagt Rädel.
Er sei kein strenger Coach, beantwortet Rädel die Frage nach der Selbstcharakterisierung. Er selbst sieht sich viel lieber als Freund der Spieler. „Ich schaue immer, dass ich möglichst viele Freunde in der Mannschaft habe“, sagt er.
Gleichzeitig betont Rädel aber auch, was er von den Spielern erwarte: Fitness und Athletik, Einsatz und Kampfbereitschaft. „Ich will ja hier nicht meine Zeit verplempern“, zeigt der Personalchef klare Kante.